Der Im Rahmen der Hochschultage des Volksbildungsrings wird Dr. Schaaf einen Vortrag mit dem Titel: "Gleichgewicht, Schwindel und Sturzvorbeugung" halten:

"Schwindel" ist nach "Schmerz" eines der häufigsten Krankheits-Symptome. Dennoch ist das Wissen um Diagnostik und Behandlung oft beschränkt: Integrierte Ansätze sind selten und das Phänomen wird – obwohl so weit verbreitet - wenigen Spezialisten überlassen. Für die meisten Akteure in unserem Gesundheitssystem scheint es oft schwer zu sein, Klarheit bei diesem Krankheitssymptom zu gewinnen und zu vermitteln. Dies liegt auch daran, dass das Symptom in seiner ganzen Komplexität vermutlich von niemandem alleine beherrscht werden kann. So ist es hilfreich, sich selbst so gut wie möglich zu informieren – dabei will das Buch patientenorientiert weiterhelfen.

"Nirgendwo wird so viel geschwindelt wie beim Schwindel" lautet eine hausärztliche "Weisheit", und sie stimmt, wenn man den Wortursprung des Wortes "Schwindel" hinzuzieht. So wird der Begriff Schwindel hinsichtlich des Körpererlebens und des Schwindens der Sinne benutzt, für das meist passiv erlebte Gefühl des Schwankens, der Unsicherheit und des Taumels. Er wird aber auch benutzt, um das aktive Erzählen der Unwahrheit zu bezeichnen. So ergeben sich schon aus der Wortbedeutung drei verschiedene Lesarten; Schwindel kann verstanden werden als

1. körperlicher Vorgang
2. gefühltes Erleben
3. sozialer Tatbestand des Beschwindelns bzw. Beschwindelt-Werdens.

Das kann dazu führen, dass beim Schwindel nicht nur den Betroffenen, sondern auch den Behandlern mulmig wird und sie sich bei Diagnose und Therapie auf das beschränken, was in den Rahmen ihres Fachgebiets gehört. Das kann dann oft "nichts" sein, aber der Schwindel bleibt trotzdem.

Um sich einen guten Einblick in das für "Schwindel" bedeutsame Zusammenspiel zwischen Körper und Seele zu verschaffen, kann man dieses vor allem an Patienten adressierte Buch sehr empfehlen. So werden nach einer grundlegenden Einführung mit durchaus animierenden Abbildungen die Voraussetzungen für ein funktionierendes Gleichgewichtssystem beschrieben. Das ist nicht gerade wenig, weil es vielfältige Möglichkeiten gibt, das Gleichgewicht durcheinanderzubringen, sei es auf der organischen, psychischen oder gesellschaftlichen Ebene. Darauf aufbauend, werden die verschiedenen Krankheitsbilder, auch die, die mit dem Alter hinzukommen, mit Symptomen, Diagnostik und Therapie verständlich erklärt. Es ist hilfreich, dass in aller Regel medizinische Begriffe und Sachverhalte weitgehend auf Deutsch dargestellt werden.

Dabei nimmt auch der psycho-somatische (seelisch-körperliche) und – manchmal zutreffender – der somato-physische (körperlich-funktioneller) Schwindel ausreichend Raum ein. Darüber hinaus wird erklärt, welche Medikamente während eines Anfalls hilfreich sein können und welche nach einem Anfall nicht. Es wird erläutert, dass die Verbesserungspotentiale in aller Regel nicht bei der Gabe oder Höherdosierung von Medikamenten liegen, sondern in der Vermeidung oder in der Aufnahme bestimmter Aktivitäten, weswegen in dem Buch auch praktische Gleichgewichtsübungen anschaulich vorgestellt werden.

Es ist insgesamt ein gelungenes Werk, das durch seine konkrete und verständliche Ansprache für Patienten die Chance bietet, ihre Beschwerden zu verstehen und Therapieansätze umzusetzen.

Dr. Helmut Schaaf beschäftigt sich seit 30 Jahren mit den organischen und psychosomatischen Grundlagen des Schwindels; am Beginn stand das eigene Erleben einer Innenohr-Erkrankung, welches zu einer professionellen Beschäftigung mit diesem medizinischen Fachgebiet führte. Er ist Leiter der neuro-otologisch psychosomatischen Gleichgewichtsambulanz der Tinnitus Klinik Dr. Hesse in Bad Arolsen.

Der Eintritt ist frei!